Verkehrte Welt

TV Mosbach gewinnt nächstes Heimspiel und feiert
M-LL: TV Mosbach – TV Großbottwar 27:19 (11:07)

Irgendwie ist es so, dass sich bei den Landesligahandballern vom TV Mosbach die Welt in die andere Richtung dreht. Wie lässt es sich sonst erklären, dass nach Spielende gegen die Vertretung vom TV Großbottwar am vergangenen Samstag in der nahezu voll besetzten Jahnhalle die gelbroten Spieler zusammen mit ihren Fans zum gemeinsamen Lied „Oh wie das schön…“ anstimmten und dass obwohl der TV mit 8:38 Punkten völlig abgeschlagen als Tabellenletzter und Absteiger in die Bezirksliga feststeht? Das erlebt man für gewöhnlich nur bei einem Meisterschaftsanwärter, dass sich Mannschaft und Zuschauer gemeinsam in einer so bemerkenswerten Art und Weise herfeiern. Was da am „Tatort Jahnhalle“ bei den Heimspielen der HaBaMos abgeht, hat außergewöhnlichen Seltenheitswert. Aber der findige Handballerkenner merkt schon, dass zwischen dem Mosbacher Team und ihrer Fangemeinde eine besondere Symbiose wieder entstanden ist. Der unermüdliche Einsatz und Wille von Heiß & Co während der Rückrunde wird bedingunglos von den eigenen Zuschauer honoriert und unterstützt. Und wenn es dann so ist, dass der TVM seinen Gegner regelrecht zur Schlachtbank führt, mit 27:19 ein deutliches Zeichen setzt, dann gibt’s eben für alle Beteiligten auch was zu feiern. Fazit: Die Mosbacher Handballer können voller Stolz von sich behaupten, dass man auch als Tabellenletzter viel Spaß haben kann. 

Mit dem Heimsieg gegen Großbottwar holte der TV aus den letzten drei Spielen 5 Punkte, was natürlich keinen Einfluss auf den Tabellenplatz hat, aber dennoch die Punktebilanz einiges verschönerte. Bis es soweit war, war es ein hartes Stück Arbeit gegen den TVG. Viel Hektik und viel Nervosität prägten zunächst die Partie, wie es eben so ist bei einem Abstiegsduell. Das war aber auch den beiden Abwehrreihen mit ihren Torhütern geschuldet. Beide Teams konnten fast ausschließlich nur in der Defensive punkten.

So dauerte es bis zur 9. Spielminute, ehe F. Knoll das zweite Tor der Gastgeber zum 2:3 erzielte. In der 15. Minute zeigte die Anzeigetafel ein äußerst mageres 4:4. Der altinternationale Goran Curic im Tor der Gäste stand wie ein Fels in der Brandung und entschärften reihenweise Mosbacher Großchancen. Micha Görtz seitens der Hausherren stand dem aber nichts nach. Beide Keeper prägten während der gesamten ersten Halbzeit mit ihren Paraden die Begegnung.

Dass es die HaBaMos noch vor dem Seitenwechsel schafften sich ein kleines Polster zu erarbeiten, lag daran, dass sich Gästetrainer T. Mühlpointner dazu entschloss, den bis dahin Auffäligsten der Gelbroten, Spielmacher F. Knoll, an die kurze Leine zu legen. Das versuchten in den letzten Wochen schon andere Gegner, aber Mosbach hat auf diese Situation zwischenzeitlich jede Menge Antworten und deshalb macht man sich darüber auch keinen Kopf mehr. Die entstehenden Freiräume werden eben dann von den Mittmanns, Kaisers und den Rinderles genutzt. Und hinten wurde an diesem Tag eh Beton angrührt. Apropos J. Rinderle, ein Mosbacher Jungtalent, dass immer mehr in Schwung kommt und langsam aber sicher zu einer festen Grösse bei den Gelbroten reift. 

Janik Krischke war es, der mit einem Konter eine Sekude vor Abpfiff den 11:7 Halbzeistand herstellte. Es ging für den TV zu einem recht entspannten Pausengespräch. Viel zu sagen hatte Coach Joe Weil seinen Jungs nicht. Die wußten bereits selbst was für den zweiten Durchgang gefordert ist. Hinten weiter konsequent und über Tempospiel aus der Abwehr zum Erfolg zu kommen. 

Gesagt, getan. Die Abwehr stand weiterhin sehr aufmerksam und Basti Beuchert, der den verletzten M. Goertz nun im Mosbacher Tor ablöste, hatte ebenfals ein Sahnetag erwischt und hielt was zu halten gab. Zweimal P. Mittmann, C. Kaiser und Y. Somogyi nutzten entweder das schnelle Umschaltspiel der Gastgeber oder aber geschickt die Lücken, während Knoll immernoch Manngedeckt wurde. Nach 38 Minuten führte der TV 15:8. Eine Vorentscheidung? Noch nicht.

Großbottwar stemmte sich mit aller Macht gegen die drohende Niederlage, zumal die Gäste auf einen Sieg in Mosbach angewiesen waren. Sie benötigen im Kampf um den Klassenerhalt jegliche Punkte, die es zu holen gibt. Beim 15:12 war der TVG wieder auf Tuschfühlung. Coach Weil nahm in der 42. Min eine Auszeit und wies an sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Keine vier Minuten später stand es dank S. Filipiak, zweimal Mittmann und wieder Youngster Rinderle jetzt vorentscheind 19:12. Großbottwar versuchte durch ein erneutes Team Time Out nochmals in die Spur zu kommen, doch das half ihnen nicht.

Mosbach wurde regelrecht von ihren Fans nach vorne gepeitscht und war derart oben auf, dass sie sich durch nichts mehr bremsen ließen. Über 23:13 und spätestens beim 25:15 durch ein Doppelschlag von J. Butschbacher war die Messe gelesen. Die letzten beiden Mosbacher Treffer waren M. Gehring vorbehalten.

Am Ende leuchtete dank einder geschlossenen Mannschaftsleistung an der Anzeige ein deutliches und hochverdientes 27:19 auf der Anzeige und mit stehenden Ovationen der Zuschauer schallte es „Oh wie ist das schön“ durch die altehrwürdige Jahnhalle.

Die konsternierten Gäste aus Großbottwar quittierten die Niederlage auf ihrer Facebookseite mit: „Männer 1 blamieren sich in Mosbach“, Und nein das war nicht wie auf handballberichte.de zulesende „Mosbacher Landesliga Wildcard“ ein Aprilscherz, sondern Realität. Ein Mosbacher Fan kommentierte den FB-Eintrag prompt mit einem breiten Grinsen und den Worten: „Tja, in Mosbach kann man schon mal verlieren!“ Und da hat der Besagte auch nicht ganz unrecht. Anders als noch während der Vorrunde sind die HaBaMos zwischenzeitlich zu einem ernstzunehmenden Gegner gereift und verschenken wird „das im Abstiegskampf Zünglein an der Waage“ sowieso während den noch drei letzte Saisonspiele nichts.

Coach Joe Weil zeigte nach Spielende ebenso zufrieden: „Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir uns in die Partie reingeackert. Wie letzte Woche haben wir eine starke zweite Hälfte gespielt. Wir sind endlich soweit, dass wir hinten hinaus noch nachlegen können, was der entscheidende Unterschied zu den Spielen zu Jahresanfang ist. Ich bin echt Stolz auf die Jungs! Sie haben seit ich da bin immer an sich geglaubt und alles versucht auf die Platte zu bringen. Trotz des großen Aufwands habe ich keine Sekunde bereut mich breitschlagen zu lassen nochmal in Mosbach Trainer zu sein. Die Stimmung in der Halle und die Zusammenarbeit mit „meinen Buben“ ist einzigartig und macht einfach nur Spaß!“ 

Nächste Woche geht es für den TV Mosbach nach Schmiden. Ob auch da Punkte drin sind wird sich zeigen. Hauptaugenmerk wird aber jetzt schon auf den 22. April gelegt. Da kommt der Fünftplazierte TV Oeffingen zum vorerst letzten Landesligaheimspiel an den „Tatort Jahnhalle“. Hier wollen die Handballer aus der Kreisstadt nochmal alles raushauen und sich gebührend von seinen Fans verabschieden.

TV Mosbach: Bastian Beuchert und Michael Goertz (beide im Tor), Jannik Rinderle (3), Janosch Butschbacher (2), Tobias Blasmann, Sascha Filipiak (1), Patrick Mittmann (4), Marcel Gehring (2), Christoph Kaiser (5), Stefan Heiß (2), Felix Knoll (5), Yannick Somogyi (2), Killian Rössler und Janik Krischke (1).

Trainer: Joe Weil
Betreuer: Manfred Geiger und Oliver Hechler