Wunder geschehen

M-VL: TV Mosbach 1 – TSV Wieblingen 28:27 (13:14)

In Notbesetzung gegen den Spitzenreiter gewonnen – Samstag erneut Heimspiel

Auf die Frage ob Cedric Hering aus der zweiten Herrenmannschaft Pop-Sängerin Nena kennt, hatte der Nachwuchsspieler keine Antwort parat. Trainer Sören Birkert hatte in der Kabine die Mannschaft vor dem Spiel trotz der katastrophalen Personalsituation auf den Song aus ihrem ersten Soloalbum „Wunder gescheh’n“ aus dem Jahr 1989 hingewiesen. Auch Interimskapitän Stefan Heiß sprach dem Team vor dem warm-up Mut zu, dass man nichts zu verlieren habe, und er des Öfteren schon solche Situationen erlebt habe, diese dann auch meistens mit Erfolg gekrönt wurden. Warum auch nicht gegen den Tabellenführer in der Verbandsliga?

Der aktuelle Kader lässt zu wünschen übrig, denn mit Kapitän Patrick Mittmann, Mario Grimm, Yannick Somogyi, Jannik Rinderle und Lars Köbele fehlte der komplette Rückraum noch dazu Mathis Mörsberger und Fabian Barisic, die studiumsbedingt nicht am Spiel teilnehmen konnten. Zählt man noch die Langzeitverletzten Christoph Kaiser, Fabian Schmid und Kristijan Brcina sowie den „aushelfenden“ Marcel Gehring, der krankheitsbedingt passen musste, dazu, fehlten elf Mann aus dem Squad. Als Ersatz hatte man mit den jungen wilden aus der zweiten Mannschaft und A-Jugend aufgestockt. Aaron Jörg, Mischa Butschbacher und Cedric Hering, der mittlerweile auch die Pop-Sängerin zuordnen konnte, „99 Luftballons“, stellten sich zur Verfügung um in der Verbandsliga auszuhelfen und standen ihren Mann.

Doch was war passiert? Der TV Mosbach besiegt in Notbesetzung den Tabellenführer aus Wieblingen mit 28:27 (13:14) und sorgt für eine faustdicke Überraschung am Mittwochabend in der einmal mehr gut besuchten Jahnhalle. Die Zuschauer haben sicherlich keinen Augenschmaus serviert bekommen, aber eine spannende Partie die seinesgleichen sucht. Ein Spiel, dass sicherlich nicht so schnell vergessen wird.

Im ersten Spielabschnitt wechselten die Führungen immer hin und her, wobei sich die Gäste mit dem letzten Angriff mit einem Tor Vorsprung in die Pause retten konnten. Beim Stand von 13:14 wurden die Seiten gewechselt. 

Ähnliches Bild auch nach dem Seitenwechsel, bis zur 42. Spielminute konnte sich keine der beiden Teams absetzen. Weder der Favorit aus Wieblingen noch der Underdog aus Mosbach, doch dann schaffte es die Abwehr gemeinsam mit Torhüter Christoph Pusch Beton in der Abwehr anzurühren und zog Tor um Tor davon. Selbst Keeper Pusch markierte über das ganze Feld geworfen ein Tor zum zwischenzeitlichen 25:21 in der 49. Spielminute, dem folgte zwei Minuten später durch Gabriel Filipovic das 26:21, die Jahnhalle bebte und der Mannschaft war bewusst, wenn sie das Spiel in der Crunchtime in den letzten zehn Minuten spannend halten kann, ist heute was drin. Dass das Team aber in der 52. Minute (27:22) mit fünf Toren in Führung liegt, damit hatte keiner gerechnet. 

Wieblingen setzte alles auf eine Karte und spielte eine offene Manndeckung über das ganze Spielfeld und konnte verkürzen, beim Stand von 28:24 schickte man Christoph Pusch als zusätzlichen „Feldspieler“ mit ins Geschehen und gab ihm die Taktik vor einfach durchzulaufen, als ihn an der Mittellinie immer noch niemand attackiert hat, traute der Torhüter im grauen Pullover seinen Augen nicht und rannte um sein Leben Richtung gegnerisches Tor und erzielte sehenswert per Heber das 29:24 in der 58. Spielminute und sorgte damit für die Entscheidung! 

Denkste. Kreis ab! Im direkten Gegenzug erzielten die Gäste durch ihren Keeper das 28:25 und kamen in der Schlussminute nochmal ran auf 28:27 und machten das Spiel spannend. Im letzten Angriff scheiterte Mosbach einmal mehr im Abschluss und daraufhin foulte Filipovic seinen Gegenspieler und sah die rote Karte. Oben drauf gab es noch die blaue Karte und ein Spiel sperre. Die Aktion war sicherlich nicht gut und stolz darauf kann man auch nicht sein, aber sie hat eventuell zu dem verholfen was dann folgte. Die Gäste in Überzahl spielten ihren Linksaußen frei, der aber an der Latte scheiterte und tatsächlich hatte der TV Mosbach nochmal die Chance ein weiteres Tor zu erzielen, vergab abermals. Doch auch dank dem gegnerischen Torhüter der den Ball außerhalb seines Torraums ins Aus gespielt hatte, hatte der TV Mosbach in den letzten sechs Sekunden nochmal den Ball und spielte die Zeit herunter und siegte letztendlich mit 28:27 gegen den Tabellenführer in einer Notbesetzung. 

Der Jubel war natürlich groß, hatte kein Mensch im Vorfeld einen Taler auf die Mosbacher gesetzt. Einzig Ediz Kurt ist bei „tipico“ reicher geworden, er hatte sein kompletten ersten Monatslohn gesetzt, dass Stefan Heiß 60 Minuten durchspielen muss. Die Euphorie ist riesig und diese gilt es in das Heimspiel am kommenden Samstag gegen einen direkten Abstiegskonkurrenten aus Großsachsen mitzunehmen. Dass die Aufgabe nicht leichter wird, ist man sich im Mosbacher Lager bewusst, umso mehr hofft man einmal mehr auf die Unterstützung der treuen Zuschauer. Denn mit Filipovic fehlt ein weiterer Spieler im nächsten Spiel. Ob Blasmann, Kurt, Heiß, Schaaf und Winter wieder die einzigen Feldspieler aus dem Kader der ersten Herrenmannschaft sind, wird sich vor dem Anpfiff zeigen. 

Spielbeginn ist am Samstagabend um 20 Uhr in der Jahnhalle und Tickets gibts wie immer im Onlineshop auf der HaBaMo-Webseite. Und wer weiß, vielleicht steht dem nächsten Handball-Krimi nichts im Wege. Eins ist klar, der TV Mosbach nimmt die Situation so wie sie ist und probiert alles entgegen zu setzen. Gemeinsam mit dem Publikum im Rücken ist vieles möglich. Die Mannschaft freut sich über jeden Zuschauer der den Weg am Samstagabend in die Jahnhalle findet, auch neue Besucher sind recht herzlich willkommen.

Für den TV Mosbach kämpften: Ralf Hofgräf; Christoph Pusch (1) (beide im Tor); Tobias Blasmann (2); Mischa Butschbacher (1); Cedric Hering; Ediz Kurt (4); Stefan Heiß (2); Yannis Schaaf (4); Gabriel Filipovic (10/3); Niklas Winter (2); Aaron Jörg (2).